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Stadtrundgang durch die Spandauer Vorstadt in Berlin

Die Reste der ersten Berliner Synagoge befinden sich unscheinbar in der Heidereutergasse. Neben den Grundmauern der alten Synagoge ist eine Gedenktafel angebracht, Denkmal für den Frauenprotest in der Rosenstraße die das Schicksal der Synagoge und die Geschichte der jüdischen Gemeinde beschreibt. Die Synagoge wurde 1714 eingeweiht und im zweiten Weltkrieg zerstört. Die Ruinen wurden nach dem Krieg abgerissen.

Nah zur Gedenktafel der alten Synagoge befindet sich ein Denkmal, das an den Frauenprotest in der Rosenstraße erinnert.Im März 1943 protestierten hier Frauen für die Freilassung ihrer jüdischen Männer und Söhne. Während der sogenannten "Fabrikaktion" waren diese Männer, die Zwangsarbeit leisten mussten, direkt in den Fabriken verhaftet worden.

Besondere Aufmerksamkeit verdient neben dem Frauenprotest in der Rosenstraße auch Otto Weidts Einsatz für seine jüdischen blinden und taubstummen Arbeiter, die im Februar 1943 von der Gestapo verhaftet und ins "Sammellager" in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht worden waren. In der Rosenthaler Straße 39 befand sich Otto Weidts kleine Bürstenfabrik, in der er viele blinde jüdische Arbeiter beschäftigte. Da der Betrieb Bürsten für die Wehrmacht produzierte, galt er als "kriegswichtig". Als die Deportationen zunahmen, versteckte er einige seiner Arbeiter oder reklamierte sie als "kriegswichtig". "Sie holten die Blinden und die Taubstummen.[…] Ohne einen Laut legten sie ihre Arbeit nieder, nahmen ihre Sachen, fassten einander an den Händen und gingen tastend und still die Treppe herunter.[…] Am späten Nachmittag hatte er [Weidt] sein Ziel erreicht. Er hatte sie freibekommen, seine Blinden. [...] Niemand weiß, wie er es erreichte." (Zitiert nach: Inge Deutschkron: Ich trug den gelben Stern, S. 101-102, München 1985).

Eine tragische Geschichte war auch das Schicksal der Ahawah-Kinder. Ahawah ist ein hebräisches Wort und bedeutet Liebe. Das Heim, das sich in der Auguststraße 14/16 befand, war seit 1916 ein Kinderheim für Waisenkinder. Ein Teil dieser Kinder konnte in den 30er Jahren nach Palästina fliehen, die anderen wurden von den Nazis deportiert. Danach wurde auch dieses Gebäude als Sammellager benutzt, erst für Kinder, später für alte Menschen. Außerdem gab es hier eine zeitlang eine Tagesstätte für Kinder, deren Mütter zur Zwangsarbeit verpflichtet waren. "Und eines Tages standen da die Mütter mit den leeren Kinderwagen, die Kinder waren weggeholt worden, zusammen mit den Pflegeschwestern. Die Mütter haben stundenlang geheult und wollten nicht gehen." (Zitiert nach: Regina Scheer: Ahawah. Das vergessene Haus. S. 122, Berlin, 1992.).

Gedenkstein in der Großen Hamburger Straße Ein Gedenkstein an der Großen Hamburger Straße weist auf ein früheres jüdisches Altersheim hin, das von der Gestapo ab 1942 als Sammellager missbraucht wurde. Hinter dem Altersheim befand sich der erste jüdische Friedhof Berlins. Während des Krieges zertrümmerte die Gestapo hier jeden einzelnen Grabstein. Ein sehr wichtiger Philosoph, dessen erneuerter Grabstein wieder da steht, ist Moses Mendelssohn.

In der Gipsstraße 3 erinnert an der Hauswand eine Gedenktafel an die Widerstandskämpfer Sala und Martin Kochmann. Sie waren zwei bekannte Teilnehmer der Widerstandsgruppe um Herbert Baum. Diese Gruppe verübte in der Nähe des Lustgartens einen Brandanschlag auf die Propagandaausstellung "Das Sowjetparadies" der Nationalsozialisten. Dafür wurden sie zur Strafe hingerichtet. Außerdem wurden noch 500 Berliner Juden von der Gestapo verhaftet, von ihnen wurden 250 auf der Stelle erschossen, die anderen in Konzentrationslager inhaftiert, wo viele von ihnen ums Leben kamen.

Wichtig zu erwähnen ist die mutige Tat von Wilhelm Krützfeld, der es durch sein Einschreiten gegen die brandschatzende SA am 9. November 1938 schaffte, größeren Schaden von der Synagoge in der Oranienburger Straße abzuwenden. Diese Synagoge wurde im Jahr 1866 eingeweiht und war die zweite Synagoge Berlins. Die Synagoge reflektierte die gewachsene und stärkere jüdische Gemeinde Berlins. Das hat allerdings nicht allen gefallen. Berühmte Antisemiten äußerten sich schon damals vor der NS-Zeit öffentlich gegen die Synagoge, so auch Heinrich von Treitschke, der im Jahr 1879 schrieb: "Bedenkt man den starken Einfluss der Juden auf nahezu alle Schichten unserer Gesellschaft, erwägt man die charakteristische Tatsache, dass das schönste und prächtigste Gotteshaus der deutschen Hauptstadt eine Synagoge ist, [...] so lässt sich schlechterdings nicht in Abrede stellen, dass die Juden in Deutschland mächtiger sind, als in irgendeinem Lande Westeuropas."

Text von von Timea Poszet, Isabella Weibel,
Bianca Rusu und Vinh

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