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Roma in Rumänien

Traditionell gekleidete Roma auf dem Markt in Sathmar/Satu Mare In den Raum des heutigen Rumäniens kamen die Roma im 14. Jahrhundert, wobei ein Teil von ihnen weiter nach Westeuropa wanderte. In den Fürstentümern Moldau und Walachei waren sie Sklaven der Bojaren, Fürsten oder Kirchenvertreter. Durch das damlige Rechtssystem waren rumänische Roma zum ständigen Wandern gezwungen. Nach dem ersten Weltkrieg und der Reichsvereinigung ließen sich viele Roma nieder. Das kommunistische Regime erzwang die Ansiedlung der Roma durch verschiedene Maßnahmen, so dass in den 70er und 80er Jahren des 20.Harhunderts die Mehrzahl der Roma offiziell sesshaft waren. Damit fand ein historischer Prozess, der im Mittelalter seinen Anfang genommen hatte, landesweit einen scheinbaren Abschluss. In den Jahren 1950 bis 1980 fand in Rumänien eine starke Industrialisierung in den Städten und die staatliche Kollektivierung in den Dörfern statt. Dadurch wurden in den Städten viele Arbeitsplätze geschaffen, die von der durch die Verstaatlichung verarmter Landbevölkerung besetzt wurden. Viele dieser Arbeiter aus den dörflichen Gegenden waren Roma.

Im Jahre 1992 haben viele Forscher aus eigenen Recherchen erfahren, dass ungefähr 4,8% (1.095.000 Einwohner) der 24-Milloinen-Bevölkerung Rumäniens Roma waren. Das ist im Vergleich zu 1977 ein gewaltiger Anstieg, als sich nur 227.000 der Gesamtbevölkerung zu ihrer Roma-Herkunft bekannt hatten. Zu erklären ist diese Veränderung vor allem durch den Wunsch des kommunistischen Regimes vor 1989, die offiziellen Zahlen der Romabevölkerung zu senken, sowie nach der Wende das Recht auf freie Meinungsäusserung. Unter Ceasescu wurden die Roma nämlich gezwungen, sich zu assimilieren. Die Zugehörigkeit zur Roma-Ethnie war ein Tabu. Der Roma-Hass war verbreiteter als antisemitische Tendenzen oder der Hass gegen die ungarische Minderheit.

"Bei der Ethnie der Roma finden wir ein religiöses Mosaik", sagt der rumänische Soziologe Vasile Burdea. Wie auch bei den Romastämmen, die sich nicht in Rumänien angesiedelt haben, spielt die Religion nur eine geringe Rolle zur Festigung des Bewusstseins ihrer Identität: in den rumänischen Fürstentümern, wie Walachei, konvertierten die ansässigen Roma zum orthodoxen Glauben, in Siebenbürgen-Banat zur katholischen bzw. Zur protestantischer Religion und zum Islam im Dobrudschagebiet.

Seit den 90er Jahren sieht sich der rumänische Staat wieder gezwungen, sich stärker mit dem Problem seiner Romaminderheit auseinanderzusetzten, nicht zuletzt wegen des von der EU ausgeübten Druckes auf die Kandidatenstaaten. Genau jetzt nimmt aber die Tendenz, diese Ethnie in die Marginalität "zurückzustoßen", zu. Allerdings zeigen auch viele Roma in Rumänien wenig Interesse, sich an die Verhaltensmuster der Mehrheitsgesellschaft anzupassen. Einige Roma lehnen auch deshalb die Integration ab, weil sie dadurch die eigene ethnische Identität gefährdet sehen.

Die Marginalität der Roma kann nur überwunden werden, wenn in beide Richtungen gleichzeitig gewirkt wird. Die wesentliche Voraussetzung ist jedoch der erfolgreiche Transformationsprozess der gesamten rumänischen Gesellschaft. Das bedeutet nicht nur die Lösung der großen sozialen und wirtschaftlichen Probleme sondern auch eine weiterführende Demokratisierung öffentlicher Strukturen und eine grundsätzliche Veränderung in den Denkweisen jedes einzelnen Bürgers. Nur in einem Staat, wo die individuellen und kollektiven Freiheiten aller seiner Mitglieder wirksam gewährleistet sind, kann die Marginalität und Marginalisierung der Roma überwunden werden.

Wo liegen die Ursachen für die soziale Ausgrenzung der Roma in Rumänien und welche Probleme resultieren daraus?

Es gibt fünf Problemfelder, mit denen sich Roma und ihre Umwelt konfrontiert sehen:
  1. "kein Personalausweis"
  2. "Kinder ohne Geburtsschein"
  3. "keine Schulausbildung"
  4. "hohe Arbeitslosigkeit"
  5. "Partnerschaft ohne Eheschließung"

Noch 1998 besuchten nur ca. 63% der Roma-Kinder eine Schule. Nicht mehr als 31% der Roma schließen die 8. Klasse ab. Mehr als ein Drittel sind Analphabeten, die wenig Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt haben. Knapp die Hälfte aller Roma geht einer regelmäßigen Arbeit nach, jedoch zu 25% als Tagelöhner. 35% der Roma sin arbeitslos. Einen Ausblick gibt es immerhin:
Seit der Wende besuchen immer mehr Roma-Kinder regelmäßig eine Schule, was für deren berufliche und soziale Zukunft sicher von Vorteil sein wird. Und natürlich gibt es auch solche Roma, die schon einen geregelten rechtlichen Status besitzten, die eine Universität besucht haben und verantwortliche Positionen in der Gesellschaft ausüben. Außerdem gibt es unter den Roma in Rumänien auch nicht wenige sehr erfolgreiche Geschäftsleute.

Text von Emanuel, Feline, Lina, Hannie, Andrea D., Tobias, Nora,
Ami, Andrea A., Elisabeth, Miriam, Miranda

(Die Informationen wurde u.a. entnommen:  Verdammt zu Marginalität? Die Roma in Rumänien. herausgegeben von der Friedrich Ebert Stiftung, Bukarest)

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