Geschichte und Gegenwart der Sathmarschwaben

  Chor, Schwabentreffen 2004 in Petrifeld      Tanzgruppe, Schwabentreffen 2004 in Petrifeld
Die Ansiedlung der Sathmarer Schwaben auf dem Gebiet des heutigen Kreises Sathmar entstand um 1711 und bestand bis in die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Notwendigkeit der Kolonisierung gründete darauf, dass in Folge des Freiheitskampfes von Franz Rákóczy II. gegen die Habsburger, die Dörfer durch Verwüstungen, Epidemien und Flucht völlig entvölkert worden waren. Graf Alexander Károlyi (1669-1749), der nach dem Sathmarer Frieden (1711) Grundherr der Sathmarer Gebiete wurde, stellte daher im Jahre 1712 einen Antrag an die Wiener Hofkanzlei, in dem er seinen Wunsch äußerte, mehr schwäbisch-katholische Bauernfamilien auf dem Gebiet des Komitats Sathmar anzusiedeln. Sein Antrag wurde akzeptiert und so konnte die mehr als ein Jahrhundert dauernde Wiederbesiedlung der Dörfer beginnen. Die ersten Siedler kamen schon im Juli 1712 in Großkarol, im Zentrum des Komitats, an. In der Zeit von Graf Alexander Károlyi ließen sich knapp 600 Familien im Komitat Sathmar nieder. Auch nach dem Tod Alexander Károlyis wurde die Ansiedlung der Schwaben von seinen Nachfolgern fortgesetzt. Bis 1815 siedelten sich ca. 2000 Schwaben aus der Gegend zwischen der Donau, dem Iller und dem Bodensee in 30 Sathmarer Gemeinden an. Der Schulunterricht spielte in diesen sathmarschwäbischen Gebieten von Anfang an eine bedeutende Rolle. Schon im Jahr 1731 gab es in Fienen eine Schule und 1779 wurde das erste deutschsprachige Gymnasium in Großkarol errichtet. Im 19. Jahrhundert, nach dem Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 1867, wurde aber die ungarische Sprache obligatorisch in den Schulunterricht eingeführt. Als im Jahr 1920 das Sathmarer Gebiet Teil Rumäniens wurde, unterstützte der rumänische Staat aus politischen Erwägungen die schwäbischen Sitten und in Abgrenzung zur ungarischen Sprache im Besonderen den Deutschunterricht. Heute gibt es in Rumänien eine relativ große Zahl von deutschsprachigen Bildungseinrichtungen.


Die heutigen Sathmarschwaben - Eine bunte Mischung

Ich war ganz gespannt, was von den schwäbischen Traditionen übrig geblieben ist und habe unter den Mitgliedern der Schülerzeitung, Einige Mitglieder der Schülerzeitung vor der Sathmarer Synagoge die teilweise schwäbischer Herkunft sind, eine Umfrage gestartet. Gefragt wurde: "Werden die schwäbischen Traditionen in deiner Familie gepflegt?" Den meisten fiel dabei zuerst und vor allem das traditionelle Essen ein, dass noch von ihren Großmüttern gemacht wird, wie zum Beispiel Unkretz, Strudli, Nudli etc. Genannt wurden aber auch traditionelle Feiertage wie Kirchweih oder Fasching. Es gibt auch Familien, für die die Traditionen keine große Rolle mehr spielen oder die meinen, dass das als etwas Normales, Gewöhnliches gilt, obwohl dieses Essen oder die Feste in den rumänischen Familien gar nicht existieren. Eine wichtige Rolle spielt für alle Befragten die katholische Religion, wo an erster Stelle die Feste wie Kirchweih, Weihnachten, Ostern etc. stehen, die im Vergleich zu ungarischen und rumänischen Familien in einer besonderen Weise gefeiert werden. Alle Befragten fanden es wichtig, sich auch in Zukunft mit den schwäbischen Traditionen zu beschäftigen, aber die meisten wüssten auch erst einmal gerne mehr über die schwäbischen Traditionen. Denn Tanzgruppe in traditioneller Kleidung einerseits identifizieren sich die meisten Befragten zwar mit ihren zumindest teilweise schwäbischen Wurzeln. Andererseits ist es für sie aber auch schwierig zu entscheiden, wo sie hingehören, weil man keine 100%ig schwäbischen Vorfahren mehr besitzt und sich die ungarische, rumänische und schwäbische Kultur stark gemischt haben und die heutigen Jugendlichen eben mit dieser besonderen Mischung aufwachsen. Für uns Jugendliche bedeutet zum Schwabentum zu gehören erstens, dass man zu einer Minderheit gehört, zweitens, dass wir froh sind, schwäbische Vorfahren zu besitzen, die hart für ihre Identität gekämpft haben und viel durchmachen mussten und drittens ist es gerade wieder für uns junge Leute wichtig, Deutsch sprechen zu können, denn mit unserer Dreisprachigkeit erhalten wir viele Chancen und Möglichkeiten für die Zukunft, über die andere Menschen in unserem Alter nicht verfügen.


Text von Bianca Rusu und Timea Poszet (mit freundlicher Unterstützung von Erika Schmidt)

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