MINDERHEITEN - Ein paar Gedanken vorweg            "Vielfalt macht uns besonders"           

MINDERHEITEN - Ein paar Gedanken vorweg

Was ist eigentlich eine Minderheit? Ist das der Weiße in Afrika, oder der Schwarze in Europa, sind das die Juden in einer kleinen Stadt oder die Türken in Deutschland? Bezieht sich die Minderheit nur auf Menschen? Ist die rote Blume im weißen Blumenstrauß oder das Häuschen zwischen den prächtig aufgebauten Villen auch eine Minderheit?
Eins ist sicher: Minderheiten in Rumänien sind nicht nur Deutsche, Ungarn oder Juden sondern auch die Kinder, die auf der Straße leben und deren Zahl zusehends wächst. Es gibt viele Organisationen, die versuchen, die armen Familien irgendwie zu unterstützen. In Sathmar gehören dazu die Caritas, die Hans Lindner Stiftung und der Malteser Hilfsdienst.
Der Malteser Hilfsdienst (Kinder- Jugendzentrum St. Joseph), hat auch eine Jugendgruppe die sich mit den Straßenkindern Sathmars beschäftigt. Es sind ungefähr 20 Jugendliche die sich einmal pro Woche mit den Kindern treffen und verschiedene Aktivitäten unternehmen. Dieser Hilfsdienst gibt ungefähr 150 Kindern aus Sathmar die Gelegenheit, wenigstens einmal pro Woche warmes Essen zu bekommen. Das wöchentliche Treffen mit den Kindern besteht aus Spielen, Lernen, Kommunikation. Es ist gut, jemanden etwas zu geben, was er/sie nicht jeden Tag bekommt!

Don't worry, be happy!        Bettelnde Kinder        Ionut wurde von beiden Eltern verlassen


Alles was man dazu braucht ist Geduld und ein bisschen Zeit. Ich bin auch Mitglied der Malteserjugend Sathmar und habe meine eigene Gruppe von Kindern. Bestimmt fragen sich viele Menschen, warum sich die Straßenkinder auf einer aggressiven Weise benehmen. Das ist gar nicht schwer zu erklären. Der Alltag in den schlechten Lebensbedingungen kann ein Grund dafür sein, das Fehlen der Liebe der Eltern, die Obdachlosigkeit, die fehlende Hygiene, die scharfen Blicke der Mitmenschen, das Anderssein - alles Gründe für die Verwilderung dieser Kinder: das 16 jährige Mädchen, das nicht schreiben, lesen und auch nicht rechnen kann, die elfköpfige Familie, die in zwei Stuben lebt, der Junge, der in einem Wohnblock ohne Elektrizität, Wasser und Gas aufwächst. Leider ist all das kein Witz, es sind Tatsachen, Tatsachen die viele Menschen nicht wahrnehmen wollen, ruhig voranschreiten auf ihrem langen Weg des Lebens, ohne es dabei anderen zu erleichtern, auch ruhig weitergehen zu können. Die Kinder in meiner Gruppe sind sehr verschieden. Einige sind hyperaktiv, andere sind zu still, wieder andere sind aggressiv und es gibt auch Kinder, die die Gesellschaft der anderen nicht suchen. Es gibt Kinder, die schon das Gymnasium besuchen, andere können nicht mal schreiben. Das Kinder- und Jugendzentrum St. Joseph bietet jedem und jeder, die Chance etwas Gutes zu tun, das man nicht mit Geld bezahlten kann, sondern das mit wichtigen, menschlichen Gefühlen vergolten wird.

Wieder und wieder stellte ich mir die Frage: Sind die Menschen, die als eine Minderheit betrachtet werden, aber deren Zahl ständig wächst, noch immer eine Minderheit? Sind die armen oder die reichen Familien eine Minderheit? Was für Eigenschaften muss man besitzen, um zu einer Minderheit zu gehören? Und wer entscheidet, was eine Minderheit ist? Das sind nur ganz einfache Fragen, aber wie oft stellt sich jemand solche Fragen? Wie oft denkt jemand über eine Minderheit nach? Meiner Meinung nach, gehört jeder Mensch zu einer Minderheit, ob nun zu den sozial Benachteiligten, zu den Türken oder Juden oder zu den Homosexuellen. Dass alle gleich respektvoll und menschenwürdig behandelt werden, darauf kommt es an.

Text von Julia Szambolics
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